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Manipulationswarnung

Neulich offenbarte mir ein Bekannter, Menschen, die „gewaltfrei und so“ kommunizierten, seien ihm suspekt. Auch diese verschiedenen Methoden, in die er mal so reingeguckt habe, NLP zum Beispiel. Er fühle sich da schon beim Lesen fremdgesteuert.

Was soll ich sagen? Er hat Recht. Auch meine Angebote sind manipulativ.

Das fängt schon damit an, dass ich freundlich mit Ihnen umgehe, Ihnen etwas zu Trinken anbiete und Ihnen dabei eine gewisse Wahl lasse. Auch Ihren Sitzplatz dürfen Sie sich in der Regel aussuchen. Mein Ziel: Sie sollen sich wohl und selbstbestimmt fühlen. Absurd, wenn man sich das so überlegt, nicht?

Mit einer Reihe methodischer Tricks arbeite ich anschließend weiter daran, Sie entspannt zu bekommen. Mein Kalkül: Wenn Sie entspannt sind, sind Sie offener, kreativer, mutiger,  lösungsorientierter.

Überhaupt, die Lösungsorientierung: Sie haben selbstverständlich das Recht – sogar bei mir – in der Annahme zu verharren, es sei sowieso alles hoffnungslos. Ich werde mich jedoch listenreich bemühen, Sie vom Gegenteil zu überzeugen. Die Absicht dahinter: Wenn Sie einen Sinn darin sehen, werden Sie sich bewegen, beginnen, Ihre Haltung und/oder Ihre Lebensbedingungen zu verändern.

Und so geht das immer weiter, bis Sie sich verabschieden. Ohne Heizdecke, ohne Zeitschriftenabo, aber im Idealfall zufrieden. Das gebe ich offen zu.

Entwarnung: Ich bin nicht Paul Kemp

Kennen Sie Paul Kemp, den Fernsehmediator, der im letzten Jahr im Ersten zu bestaunen war? Fürchten Sie sich deswegen immer noch ein wenig vor einer Mediation? Vielleicht, weil Sie etwas zu verbergen haben?

Dann können Sie jetzt aufatmen: Es ist zwar nicht immer zielführend, aber Sie können in meinen Mediationsprozessen und jenen meiner echten KollegInnen so viel verheimlichen, wie Sie wollen. Sie entscheiden selbst, wann Sie was auf den Tisch bringen. Wir sind keine DetektivInnen, spionieren Ihnen nicht hinterher und werden Sie nicht entlarven.

Aus welchem Grund? Wahrheiten sind selten eindeutig. Wie die Frage nach dem „Wer hat Recht?“ bildet „Was ist wirklich wahr?“ daher oft den Knoten, in dem sich jahrelange Konflikte verheddert haben. Uns interessiert, dass Sie jenseits von Recht und Wahrheit oder auch trotz deren subjektiv oder objektiv erlebten Verletzung ein Ergebnis finden, mit dem Sie besser weiterleben können.

Ukraine, Naher Osten & Co.

Wenn ich die Entwicklung internationaler politischer Konflikte beobachte, die sich durch fortwährende gegenseitige Verletzungen, durch eine immerfort steigende Menge an Opfern und Tätern in einem traumatischen Strudel befinden, fühle ich mich oft hilflos. Auf eine Vermittlung auf dieser Eskalationsstufe bereitet eine klassisch strukturierte Mediationsausbildung natürlich nicht vor. Umso mehr freue ich mich, dass es KollegInnen gibt, die sich auch dieser Konflikte annehmen. Ein Interview mit David Harland, dem Leiter des Zentrums für humanitären Dialog in Genf („Spektrum der Mediation“, Ausgabe 54), enthält folgende Passage: „Sind Sie auch im Ukraine-Konflikt aktiv?“ „Ja.“ „Haben Sie eine Vorstellung, wie der Konflikt gelöst werden könnte?“ „Ja.“ Ein wenig beruhigend, nicht?

Gerald Hüther zum Thema Stress

Dies hier möchte ich Ihnen nicht vorenthalten:

„Wir brauchen immer neue Herausforderungen und die damit einhergehenden kontrollierbaren Streßreaktionen, um uns immer besser an die vielfältigen Erfordernisse unserer Lebenswelt anpassen zu können. Wenn wir dann, vom Erfolg unserer Bemühungen in einzelnen Bereichen geblendet, starr und unachtsam zu werden beginnen, uns selbst überschätzen und uns einbilden, alles sei von uns kontrollierbar und beherrschbar, so brauchen wir ebenso dieses anhaltende Gefühl von Angst, Verzweiflung und Ohnmacht und die damit einhergehende unkontrollierbare Streßreaktion mit ihren destabilisierenden Einflüssen auf die in unserem Gehirn angelegten Verschaltungsmuster. Wie sonst könnte es uns gelingen, aus den bisherigen Bahnen unseres Denkens, Fühlens und Handelns auszubrechen und nach neuen, geeigneteren Wegen zu suchen?

Wir haben die Streßreaktion nicht deshalb, damit wir krank werden, sondern damit wir uns ändern können. Krank werden wir erst dann, wenn wir die Chancen, die sie uns bietet, nicht nutzen. Wenn wir die Herausforderungen, die das Leben bietet, vermeiden, ebenso, wie wenn wir immer wieder nur ganz bestimmte Herausforderungen suchen. Wenn wir uns weigern, die Angst zuzulassen und unsere Ohnmacht einzugestehen ebenso, wie wenn wir unfähig sind, nach neuen Wegen zu suchen, um sie überwindbar zu machen. Auch das gilt für jeden einzelnen ebenso wie für die Gemeinschaften oder Gesellschaften, die sie alle zusammen bilden“.

aus Hüther, Gerald: Biologie der Angst. Wie aus Streß Gefühle werden. – 12. Auflage 2014. Gerald Hüther ist Neurobiologe an der Universität Göttingen.

Frieden schaffen

In einem alten Spiegel bin ich auf den angefügten Artikel gestoßen. Frieden schaffen in Nigeria, Thailand, Burma, in Nepal und Burundi, Somalia, Indonesien und Syrien, auf den Philippinen, in Libyen, im Sudan und in der Ukraine – ich bin sehr beeindruckt.

Nicht immer werden Gormans Methoden auf meinen Praxisalltag übertragbar sein. In der Familienmediation sind die gemeinsamen Fotoalben oft sattsam bekannt und voller Konfliktfallen. Aber wenn Sie eine Mediationssitzung mit gemeinsamem Badmintonspielen verbringen möchten – ich bin dabei!

Beispiele für Werte mit Reflexionsübung

Folgende Beispiele für Werte listen Ronald P. Schweppe und Aljoscha A. Schwarz in „NLP Praxis“, Südwest Verlag 2009, auf:

Abenteuer – Aktivität – Ansehen – Begeisterung – Bewegung – Dienen – Ehrlichkeit – Einfachheit – Einzigartigkeit – Erfüllung – Erkenntnis – Fähigkeit – Freiheit – Freude – Freundschaft – Frieden – Gemeinschaft – Gerechtigkeit – Glück – Harmonie – Herausforderung – Humor – Individualität – Kreativität – Lehren – Leistung – Lernen – Liebe – Macht – Mut – Ordnung – Ruhm – Schönheit – Selbstständigkeit – Sicherheit – Spaß – Spiritualität – Toleranz – Veränderung – Verantwortung – Wahrheit – Weisheit – Weltverbesserung – Würde

Erkennen Sie den einen oder anderen Wert bei sich?

Schweppe und Schwarz schlagen nun vor, dass Sie sich genau fünf – Ihre wichtigsten – Werte aussuchen. Listen Sie dann Tätigkeiten auf, die gegenwärtig Ihr Leben bestimmen. Überprüfen Sie jede Tätigkeit danach, wie sehr sie Ihre jeweiligen Werte verwirklicht. Verteilen Sie gerne Schulnoten und erstellen Sie eine Rangordnung: Welche Tätigkeit entspricht Ihren Werten am meisten? Welche am wenigsten? Wenn eine in Ihrem Leben bestimmende Tätigkeit keinen Ihrer Werte ausreichend verwirklicht, wird sie vermutlich eine Quelle der Unzufriedenheit sein.

Balance, Werte, Glaubenssätze

Haben Sie sich auch schon über Menschen geärgert, die ihr Leben dynamisch, souverän, erfolgreich und knitterfrei im Griff haben, obwohl sie seit Jahren praktisch rund um die Uhr arbeiten, einem massiven Erfolgsdruck ausgesetzt sind, höchstens vier Stunden pro Nacht schlafen, augenscheinlich kein Privatleben haben und von vielen offen angefeindet werden, während Sie schon aus der Fassung geraten, wenn Ihr Fahrrad morgens einen Platten hat?

Zur Beruhigung: Das geht vielen so. Um Ihre Balance zu halten, benötigen Sie neben einer in mindestens einer Hinsicht befriedigenden Arbeit oder anderen erfüllenden Tätigkeit auch Zeit, sich um ihren Körper zu kümmern, für Familie und Freunde, für Hobbies, ausreichend Schlaf und Muße. Einige wenige brauchen dies nicht im selben Maß.

Warum? Ein Erklärungsansatz ist, dass eine Übereinstimmung meiner Lebensbedingungen mit meinen persönlichen Werten und Glaubenssätzen die Stressresistenz erhöht. Wenn ich damit aufgewachsen bin, Erfolg, Leistung oder Pflichterfüllung besonders wichtig zu finden und Glaubenssätze wie „Wo gehobelt wird, fallen Späne“ oder „Wer gegen uns ist, ist nur neidisch“ verinnerlicht habe, kann ich aus dem zuoberst genannten Leben so viel Befriedigung ziehen, dass die offensichtlichen Nachteile ausgeglichen werden.

Umgekehrt kann es sinnvoll sein, Lebensbereiche nach ihrer Übereinstimmung mit persönlichen Werten zu überprüfen und eventuell anzugleichen. Sich meiner Werte und Glaubenssätze bewusst zu werden, kann auch interessante Einsichten in Konflikten ermöglichen. So werde ich, wenn Leistung einer meiner zentralen Werte ist, zunächst möglicherweise scharf reagieren, wenn meine Tochter nur noch mit ihren Freunden herumsumpft und in der Schule auf der Kippe steht. Wenn ich das erkenne, bin ich eher in der Lage, meinen Anteil am Konflikt wahrzunehmen.

Im nächsten Beitrag möchte ich Ihnen eine Liste häufiger Werte vorstellen, mit deren Hilfe Sie Ihre Lebensbereiche überprüfen können. Schauen Sie also gerne wieder rein!

Der Kampf bis zur Übereinkunft

Kennen Sie „Das Phantom des Alexander Wolf“ von Gaito Gasdanow? Sehr zu empfehlen. 1945 erstmals erschienen, plädiert es bereits für ein mediatives Miteinander. Dass dieses auch ganz kampflos möglich ist, war  während des zweiten Weltkriegs vermutlich schwer vorstellbar. Ein Ausschnitt:

„Danach kehrte ich wieder zum Krieg zurück und zu den Tausenden von Leichen, die ich gesehen hatte, und plötzlich fiel mir die Rede meines Russischlehrers ein, der auf der Abiturfeier gesagt hatte:

Ihr tretet ins Leben, und ihr müsst euch an dem beteiligen, was Kampf ums Dasein genannt wird. Es gibt ihn, grob gesagt, in drei Formen: den Kampf bis zur Niederlage, den Kampf bis zur Zerstörung und den Kampf bis zur Übereinkunft. Ihr seid jung und voller Kraft, euch lockt natürlich die erste Form. Aber denkt immer daran: Die humanste und vorteilhafteste Form ist der Kampf bis zur Übereinkunft. Und falls ihr euch das für euer ganzes Leben zum Prinzip macht, so würde das heißen, dass die Kultur, die wir euch zu übermitteln suchten, nicht spurlos an euch vorübergegangen ist, dass ihr wahre Weltbürger geworden seid und dass auch wir folglich nicht umsonst gelebt haben auf Erden. Falls es anders sein sollte, hieße das nämlich, dass wir nur Zeit vergeudet haben. Wir sind alt, wir haben keine Kraft mehr, ein neues Leben zu schaffen, uns bleibt nur eine Hoffnung, und das seid ihr.“

Bedürfnis-Skala

Haben Sie den vorangegangenen Beitrag gelesen und Lust, Ihren Interessen hinterherzuspüren? Hier finden Sie eine Liste der Bedürfnisse, die Marshall B. Rosenberg zusammengestellt hat.

Bedürfnis

Nutzen Sie die Skala, indem Sie zu jedem Begriff die Wichtigkeit ankreuzen, die das betreffende Bedürfnis Ihrer Meinung nach momentan für Sie hat!

Unsicher, was der eine oder andere Begriff genau bedeutet? Geben Sie ihm die Bedeutung, die Sie brauchen!

Fertig? Überrascht Sie etwas? Nun stellen Sie sich folgende Fragen:

  1. Warum ist mir die Erfüllung dieses Bedürfnisses so wichtig oder so wenig wichtig?
  2. Wird dieses Bedürfnis in meinem Alltag ausreichend oder überhaupt manchmal erfüllt?
  3. Was bin ich bereit, zu tun, um meine Bedürfnisse zu erfüllen?

Im Wald

Vielleicht sind Sie auch schon darüber gestolpert, dass ich in meinen Texten Bedürfnisse – Menschen, denen dieser Begriff zu gefühlig ist, dürfen gerne auch „Interessen“ sagen – als so wichtig für die Entwicklung von Lösungen, haltbaren Planungen und Vereinbarungen betrachte. Haben Sie Lust auf eine kleine Übung, die Ihnen Ihre Bedürfnisse oder Interessen näher bringt? Hier ist meine „Waldübung“. Ich setze sie in Coachings oder auch Fortbildungen zu Kommunikationsthemen ein. Sie ist ganz einfach. Legen Sie einige Zettel und einen Stift bereit. Setzen Sie sich dann konzentriert hin und versetzen Sie sich in folgende Situation:

Sie sind früh eingeschlafen. Es ist noch hell. Plötzlich erwachen Sie und stellen fest, dass Sie tief in einem Ihnen unbekannten Wald liegen. In Ihrem Nachthemdchen und sonst nichts. Ein Weg ist nicht zu erkennen. Sie frösteln. Es dämmert und beginnt, leicht zu nieseln. Ihr Mund ist trocken und ihr Bauch grummelt. Tief im Wald knackt es. Einmal. Zweimal.

Die gute Nachricht: Sie können zaubern! Alles, außer „sich-weg-aus-dem-Wald“. Notieren Sie nun, was Sie sich herbeizaubern, ohne lange zu überlegen. Ein Begriff pro Zettel.

Legen Sie die Zettel in der Reihenfolge ihrer Entstehung vor sich hin. Verändern Sie die Reihenfolge nur, wenn Ihnen ein Begriff „siedend heiß“ verspätet eingefallen ist.

Wenn Sie die Situation für sich optimal gestaltet haben, überlegen Sie sich bitte zu jedem Begriff, welches tiefere Interesse sich hinter dem Herbeigezauberten verbirgt. Sicherheit? Orientierung? Gesellschaft? Die Befriedigung von körperlichen Grundbedürfnissen wie Nahrung oder Schutz vor der Witterung? Selbstbestimmung? Notieren Sie diese tieferen Bedürfnisse neben Ihren Karten.

Welches Bedürfnis kommt besonders häufig vor? Woher kennen Sie dieses Bedürfnis noch? Vermutlich befinden Sie sich nicht allzu häufig überraschend im Wald. In anderen Situationen haben Sie möglicherweise andere Prioritäten. Gehen Sie aber ruhig davon aus, dass die „Wald“-Bedürfnisse welche sind, deren Befriedigung Ihnen auch im „wirklichen“ Leben gut tut.

Fällt es Ihnen schwer, einem Interesse auf den Grund zu gehen? Marshall P. Rosenberg hat eine ziemlich umfangreiche Liste mit aus seiner Sicht „echten“ menschlichen Bedürfnissen erstellt. Sie finden Sie in seinem Buch „Gewaltfreie Kommunikation“ (siehe Literaturliste). Oder schauen Sie wieder hier vorbei! Ich habe vor, demnächst die Skala zu veröffentlichen, die ich auf der Basis der Rosenberg-Bedürfnisse gestaltet habe. Mit ihrer Hilfe können Sie sich an den zweiten Teil der „Waldübung“ machen.