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Der Kampf bis zur Übereinkunft

Kennen Sie „Das Phantom des Alexander Wolf“ von Gaito Gasdanow? Sehr zu empfehlen. 1945 erstmals erschienen, plädiert es bereits für ein mediatives Miteinander. Dass dieses auch ganz kampflos möglich ist, war  während des zweiten Weltkriegs vermutlich schwer vorstellbar. Ein Ausschnitt:

„Danach kehrte ich wieder zum Krieg zurück und zu den Tausenden von Leichen, die ich gesehen hatte, und plötzlich fiel mir die Rede meines Russischlehrers ein, der auf der Abiturfeier gesagt hatte:

Ihr tretet ins Leben, und ihr müsst euch an dem beteiligen, was Kampf ums Dasein genannt wird. Es gibt ihn, grob gesagt, in drei Formen: den Kampf bis zur Niederlage, den Kampf bis zur Zerstörung und den Kampf bis zur Übereinkunft. Ihr seid jung und voller Kraft, euch lockt natürlich die erste Form. Aber denkt immer daran: Die humanste und vorteilhafteste Form ist der Kampf bis zur Übereinkunft. Und falls ihr euch das für euer ganzes Leben zum Prinzip macht, so würde das heißen, dass die Kultur, die wir euch zu übermitteln suchten, nicht spurlos an euch vorübergegangen ist, dass ihr wahre Weltbürger geworden seid und dass auch wir folglich nicht umsonst gelebt haben auf Erden. Falls es anders sein sollte, hieße das nämlich, dass wir nur Zeit vergeudet haben. Wir sind alt, wir haben keine Kraft mehr, ein neues Leben zu schaffen, uns bleibt nur eine Hoffnung, und das seid ihr.“

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